See you in Haven...

Im Oktober 2016  konnten wir mit dem TDI - Team Germany einige Tauchgänge am Wrack der "Haven" durchführen. Hier gibt es einen kurzen Bericht über unsere Erlebnisse beim Betauchen des größten Wracks im Mittelmeer.

Im April 1991 kam es vor dem Hafen von Genua zu einer fatalen Havarie. Beim Entladen des Supertankers "Haven" ereigneten sich  mehrere schwere Explosionen, die das gesamte Schiff in Brand setzten. Nach einer tagelang währenden Feuersbrunst brach schließlich das "Rückgrat" des Giganten und der Bug versank in der Tiefe. Kurz darauf sank der Rest der Haven auf ebenem Kiel in rund 80 m auf Grund.

 

Die Haven ist ein Koloss mit kaum vorstellbaren Ausmaßen; allein das Hauptdeck hat die Fläche von rund drei Fußballfeldern. Das Ruderblatt ist mit 14 m höher als ein dreistöckiges Haus und hat mit rund 100 m² mehr Fläche als viele Wohnungen! Die gigantische Schiffsschraube hat einen Durchmesser von zirka 6 m und wiegt mit rund 70 Tonnen deutlich mehr als alle Tauchschiffe, die das Wrack anfahren!

Ein lohnendes Ziel

Wer die dunklen Umrisse der Haven beim Abtauchen zum ersten mal in der Tiefe erahnt, dem stockt unweigerlich der Atem. Mit einer surrealen Szenerie aus rußgeschwärzten Wänden und verbogenem Stahl legt das Schiff bis heute Zeugnis ab, von den dramatischen Ereignissen in den Stunden des Untergangs. Bei unserer aktuellen Exkursion standen natürlich zahlreiche, obligatorische Punkte auf unserem Tauchplan: ein Besuch bei der riesigen Schiffsschraube, das Betauchen der Explosionsöffnungen sowie ein tiefer Blick in das netzbehangene, schwarze "Maul", das an Stelle des abgebrochenen Bugs aufklafft.

Die inneren Werte

Der Fokus unserer Tour lag jedoch auf den "inneren Werten". Im Team konnten wir insgesamt mehrere hundert Meter Leine verlegen und so tief in die "Eingeweide" von Maschinenraum und Pumpensumpf vordringen. Da wir während der gesamten Woche die einzigen Taucher an der Haven waren, konnten Reels guten Gewissens für weitere Vorstöße im Wrack verbleiben und Stage-Depots angelegt werden.

Anspruchsvolle Bedingungen

Wie oft bei Schiffen dieser Größe,  nahmen die Sichtweiten sukzessive ab, je weiter wir uns in die inneren, tiefen Bereiche vorarbeiteten. Anders als im Brückenaufbau, mit seinen zahlreichen Öffnungen, machen sich hier die vorhandenen Schwebstoffe und der eingeschränkte Wasseraustausch deutlich bemerkbar. Auf dem Rückweg sorgt Perkulation für eine zusätzliche Einschränkung der Sichtweiten. Wer sich ohne fundierte Overhead-Erfahrung und professionelle Leinentechnik in diese Bereiche vorwagt, riskiert das ungeplante Ende des Tauchgangs im Inneren des Wracks.

Auf dem Weg nach oben

Nach dem Verlassen des Schiffsrumpfes, wurde die Deko-Phase der Tauchgänge unter anderem für Scooterfahrten rund um die Aufbauten genutzt (ein kurzer Abstecher durch die Kommandobrücke durfte natürlich ebenfalls nicht fehlen - Klischee erfüllt ;-). Vom Brückenaufbau ging es dann, entlang der dort befestigten Shotline, zurück Richtung Oberfläche. Ab 9 Metern konnte die  verbleibende Zeit bequem am vorbereiteten Dekorigg "abgesessen" werden.

Wir kommen wieder

Rückblickend war die Woche in Italien wieder eine Exkursion des TDI - Team Germany, die bleibende Eindrücke und Appetit auf mehr hinterlassen hat. An diese Stelle nochmals vielen Dank an die TDI-Basis TechDive Arenzano für den professionellen Support!

© Alex Demmelmayr - member of TDI Team Germany